„No pain – no gain?"
Wie wir durch mentalen Schmerz in innere Fülle wachsen“
"No pain, no gain" – dieser Spruch klingt nach Fitnessstudio und Sixpack, doch was ist mit dem Muskelkater der Seele? Der, der dich nachts wach hält, während du versuchst, in alten Mustern zu schlafen?
„No pain, no gain“ – diesen Spruch kennen wir alle. Muskelkater nach dem Training?
Klar. Da entdecken wir Muskeln, von denen wir nicht mal wussten, dass sie existieren.
So ging’s mir, als ich – müde von Kopfschmerzen und Verspannungen – Faceyoga für mich entdeckte.
Dass selbst meine Zunge Muskelkater haben kann? Who knew!
Aber ich blieb dran – und heute brauche ich keine Beißschiene mehr.
Wenn wir eine lange Wanderung gemacht haben und der Körper müde ist und doch kommt ein:
Yes, du hast es geschafft!
Du gibst deinem Körper Ruhe und sorgst gut für ihn. Ein warmes Bad oder eine wohltuende Massage für die Regeneration.
Das Gefühl, wie gut Bewegung und Regenation tut, ist unbezahlbar.

Was ist mit mentalem Schmerz?
Was ist mit den unsichtbaren Prozessen in uns?
Dem Schmerz, der nicht laut schreit, aber leise alles lahmlegt?
Ich schreibe – wie immer – aus meiner Erfahrung. Die ist bunt, schmerzhaft, verrückt, mutig und schön.
Der erste Satz, der mir einfällt:
„Na, Liebes, drehst du noch ne Runde?“
Und dann kommt:
„Mach das weg!!“
Mentale Prozesse gehen tiefer.
Da sitzen alte Glaubenssätze, Prägungen, Ängste. Die Angst, dass Veränderung weh tut.
Mein Körper sagte irgendwann: Halt. Pause. Stopp.
Hab ich zugehört? Nope.
Ich war lange nicht achtsam. Ich habe es erst durch meinen Körper erfahren – durch Verletzungen.
Und dann kam mein ultimativer und letzter Warnschuss: meine Krebserkrankung.
Spätestens da war klar:
Ich kann nicht mehr an der Oberfläche dümpeln.

Mentale Muskelarbeit
Ich habe mir selbst eine Medaille verliehen – für den Marathon, den niemand sieht.
Für jede neue neuronale Bahn, die ich gepflastert habe mit Tränen, Mut und „Mach wech“-Momenten.
Genau hinsehe was mir dient und was nicht mehr.
Es war ein Prozess. Und der begann, als ich so müde war und ehrlich zu mir wurde.
Kein Drama. Kein Wegrennen mehr.
Einfach nur: So geht es nicht weiter.
Ich habe Verantwortung übernommen. Und gelernt.
Ich dachte, ich muss immer stark sein
Ich hab immer für andere gemacht. Weil ich dachte, ich muss.
Ich bin verantwortlich für das Glück anderer – und nur so habe ich mir erlaubt, geliebt zu werden.
Leistung - Funktioneren - fehlende Grenzen
WTF.
Ich machte Coaching-Ausbildungen – dachte, für andere. Spoiler:
Ich machte sie erstmal für mich.
Jeder Schritt auf meinem Weg der Persönlichkeitsentwicklung war ein Schritt zu mir selbst.
Und ja, jeder davon tat weh.
Warum?
Weil ich nicht mehr für andere ging – sondern für mich.
Das war neu und ungewohnt ehrlich.
Unser Kopf hasst Veränderung
Unser Kopf will Sicherheit.
„Hat doch immer so funktioniert – warum ändern?“
Aber ganz ehrlich, Hirn: Es funktioniert nicht mehr.
Jeder Schritt, jede Erkenntnis, jeder Zusammenbruch brachte mich näher an die Frage:
Was will ICH eigentlich?
Und auch wenn mein Kopf oft schrie: Mach das weg! – ich wusste:
Einmal losgegangen, gibt es kein Zurück.
Zum Glück.
Denn es gibt einen Pausenknopf.
Für mich heißt der: Rückzug.
Zeit für mich und Zeit für Unterstützung.
Ich fühle heute anders
Ich begrüße meine Gefühle. Auch den Schmerz.
Ja, manchmal dreh ich nochmal ’ne Runde.
Aber jetzt erkenne ich: Es ist gut so.
Ich habe so viel gelernt – über mich, über meine Grenzen, über alte Muster, die mir nicht mehr dienen.
Ich sehe, wie sich neue neuronale Bahnen bilden. Und die alten langsam verblassen.
Es ist ein Prozess. Lernen ist unsere Natur.
Einfach? Nein.
Angstfrei? Auch nicht.
Allein? Niemals.
Ich lerne mir selbst zu vertrauen
Glaubenssätze wie „Ich muss alles allein schaffen“ oder „Ich kann niemandem vertrauen“ hielten mich lange fest.
Auch Scham und Schuld.
Erst als ich durch diese Gefühle durchging, kam mein persönlicher Quantensprung.
Ich begann, meine Wahrheit zu leben.
Grenzen setzen? Hölle, ja – das war mein Endgegner.
Denn wenn ich dachte, ich muss alles tun, um geliebt zu werden, dann hatte ich keine Grenzen.
Ich traute meiner eigenen Intuition nicht.
Ich überrollte meine innere Stimme.
Die, die laut „SO NICHT!“ schrie.
Heute höre ich sie.
Ich vertraue ihr.
Ich gebe meinem Bauchgefühl die Stimme, die es verdient.
Das Leben ist für mich
Neulich las ich wieder mal:
„Das Leben ist immer für dich.“
Und ja – heute glaube ich das.
Jede Krise, jeder Schmerz, jedes Drama bringt eine Chance mit sich:
Für Heilung. Wachstum. Frieden. Bewusstsein. Fülle.
Denn ich habe dieses eine Leben.
Und ich frage mich:
Welche Fülle will ich leben? Und wie viel Mangel erlaube ich mir noch?
Was will ich am Ende meiner Zeit hinterlassen?
Fülle ist der Gewinn
Der mentale Gewinn ist nicht das glitzernde Endziel. Es ist der Weg.
Der Weg, der mich mit mir selbst verbindet.
Der mich fühlen lässt. Der mich aufräumt.
Jede Erkenntnis, jede geplatzte Illusion ist ein Geschenk.
Mein Lieblingssatz:
„Leben eben. Mittendrin und live dabei!“
Er bringt mich zum Lächeln.
Denn ich akzeptiere, was ist.
Ich weiß:
Das Leben gibt mir keine Aufgaben, wenn es nicht auch weiß, dass ich sie meistern kann.
Und mit jedem Schritt – schmerzhaft oder leicht – wächst mein Vertrauen in mich selbst.
"Der Weg durch den Schmerz ist nicht das Ende, sondern der Anfang.
Von Tiefe. Von Verbindung. Von mir."

Text und Bilder: Claudia Kaleita Moments